Cussler Clive by Im Todesnebel

Cussler Clive by Im Todesnebel

Autor:Im Todesnebel [Todesnebel, Im]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-03T18:22:04+00:00


11

Der Nebel lag wie eine dicke weiße Decke auf dem Wasser, von der die leichte Brise dann und wann bedrohlich wirkende Fetzen abriß und wirbelnd in die Höhe trieb. Die Männer auf der Brücke strengten ihre Augen vergebens an, um in der wabernden Masse etwas erkennen zu können. Sie fürchteten, hinter dem undurchdringlichen Schleier einer unsichtbaren, körperlosen und nicht zu begreifenden Gefahr zu begegnen. Schon schob sich der feuchte Dunst wie ein Leichentuch über das Schiff, und das letzte Tageslicht verwandelte sich in eine unheimliche Farbmischung aus Orange und Grau.

Boland wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn und warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster des Steuerhauses. »Sieht aus wie gewöhnlicher Nebel, scheint nur besonders dicht zu sein.«

»An diesem Nebel ist nichts gewöhnlich außer der Farbe«, erwiderte Pitt. Inzwischen waren Bug und Heck der Martha. Ann vom Steuerhaus aus kaum noch zu erkennen. »Die hohe Lufttemperatur, die Tageszeit und ein Wind von drei Knoten Geschwindigkeit sind kaum die richtigen Voraussetzungen für einen normalen Nebel.« Er hatte sich neben Boland gestellt und beobachtete für eine volle Minute aufmerksam den Radarschirm. Hastig blickte er zwischendurch immer wieder auf seine Armbanduhr und schien dabei ganz in seine Überlegungen versunken zu sein. »Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, daß sich die Nebelbank bewegt oder gar allmählich auflöst. Nicht einmal der Wind kann dieser trägen Masse etwas anhaben. Ich bezweifle stark, daß Mutter Natur etwas derartig Sonderbares zustande bringen würde.«

Sie traten hinaus auf den Backbordflügel der Brücke, zwei schattenhafte Silhouetten in dem trüben Licht. Die sanfte Dünung des Pazifiks ließ das Schiff nur wenig rollen, kaum daß sich das Deck nach jeder

Seite um ein Grad neigte. Es war, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Pitt sog die feuchte Luft durch die Nase ein. Sekundenlang war er unsicher, aber dann wußte er es wieder. Eine Erinnerung aus seiner Kindheit wurde wieder in ihm wach.

»Eukalyptus!«

»Was haben Sie gesagt?« fragte Boland.

»Eukalyptus«, wiederholte Pitt. »Riechen Sie es denn nicht?«

Boland sah Pitt mit zusammengekniffenen Augen an, als verstünde er nicht. »Gerochen habe ich schon etwas, ich wußte nur nicht, was es ist.«

»Wo sind Sie geboren, wo sind Sie aufgewachsen?« fragte Pitt.

Verwundert über seinen drängenden Ton, blickte Boland abschätzend auf Pitt. »In Minnesota. Warum?«

»Mein Gott, ich habe das seit Jahrzehnten nicht mehr gerochen«, sagte Pitt. »In Südkalifornien sind Eukalyptusbäume nichts Ungewöhnliches. Sie sondern ein ganz ausgeprägtes Aroma ab, und aus ihren Blättern gewinnt man ein Öl, das zur medizinischen Inhalation verwendet wird.«

»Diese Erkenntnis hilft uns nicht gerade viel weiter.«

»Da haben Sie zwar recht, aber das berührt nicht die Tatsache, daß dieser Nebel nach Eukalyptus riecht.«

Boland hatte die Finger ineinander verschränkt und dehnte sie ungeduldig. »Und was schlagen Sie nun vor?« fragte er, ohne Pitt anzusehen.

»Offen und ehrlich gesagt, möchte ich vorschlagen, daß wir hier so schnell wie möglich verschwinden.«

»Das ist auch ganz genau meine Meinung.« Boland trat zurück ins Steuerhaus und beugte sich über die Sprechanlage. »Hallo, Maschinenraum? Wie schnell können wir hier weg?« »Wann immer Sie wollen, Commander«, hallte die Stimme aus der Tiefe des Schiffsbauches metallisch aus dem Lautsprecher.



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